Burnout – Was ist das Boreout-Syndrom?

Die Begrifflichkeit des sogenannten "Burnout-Syndroms" geistert seit geraumer Zeit landauf, landab durch sämtliche Medien. Jeder weiß, was es bedeutet. Zu viel Stress, Überforderung und Arbeiten bis zum Umfallen.

Boreout - Langeweile im Beruf Boreout - Langeweile im Beruf (© contrastwerkstatt - Fotolia.com)

Doch kaum jemand kennt das Gegenteil – das „Boreout-Syndrom. Bei dieser Diagnose steht der Patient zwar auch unter Stress – doch die Ursache liegt in der Langeweile und Unterforderung.

Nichts geht mehr

Die Nachrichtenagentur „dpa“ schildert den Fall eines Mitarbeiters, der in der städtischen Verwaltung in Schleswig-Holstein eingesetzt wurde. Es gab reichlich zu tun, der Mann war ausgelastet. Im Jahre 2005 wurde er von seinen Vorgesetzten versetzt. Seiner eigenen Meinung nach wollte man ihn loswerden, denn er hatte plötzlich keine seinen Fähigkeiten angemessene Aufgabe mehr. Mit der Zeit hatte er noch weniger zu tun und so kam er erstmals mit dem Begriff des „Boreout“ in Berührung.

Die Symptomatik rund um das Boreout-Syndrom wird erst nach und nach erforscht. Zwei Schweizer und Unternehmensberater veröffentlichten im Jahr 2007 ein Buch mit dem Titel: „Diagnose Boreout“. Die Autoren berichten, dass seit dem Erscheinen des Buches eine regelrechte Welle an Feedback über sie hereingebrochen ist.

Was ist das Boreout-Syndrom?

Das Boreout-Syndrom beschreibt Menschen, deren Alltag aus Langeweile (Boredom) und Nichtstun besteht. Dabei muss allerdings ganz klar das „Nichtstun“ definiert werden. Es gibt Personen, die sind schlicht faul. Solchen Beschäftigten macht es sicher keinen Stress, die Uhr im Auge zu behalten und bei Feierabend überpünktlich und fast fluchtartig den Heimweg anzutreten. Solche Mitarbeiter sind für jedes Unternehmen schadhaft und zudem ist solch ein Verhalten unkollegial.
Doch es gibt zahlreiche Menschen, die möchten etwas leisten. Die sich unzufrieden fühlen, wenn sie nichts getan haben. Und wenn solche Personen in eine Situation gebracht werden, liegt das an den Vorgesetzten und nicht an dem Mitarbeiter selbst.
Boreout entsteht oft dort, wo der Rotstift angesetzt wird. Entweder werden die Aufgaben komplett wegrationalisiert oder eine Software erledigt das Arbeitspensum. Gelegentlich ist eine Fusionierung zweier Firmen dafür verantwortlich. Am meisten sind Beamte, Sachbearbeiter oder Kräfte der Finanzindustrie betroffen.
Der Stressreport von 2012 der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (Baua) zeigt eindeutig, dass in Deutschland 13 Prozent der Beschäftigten fachlich unterfordert fühlen. Geht es rein um das Arbeitspensum, hätten immerhin noch fünbf Prozent gerne mehr zu tun.

Das Täuschungsmanöver der Betroffenen

Da in der heutigen Gesellschaft kaum jemand zugeben kann, seine Zeit bei der Arbeit nur abzusitzen, täuschen Betroffene einen Berg von Arbeit vor. Entweder äußern sie sich dahingehend gegenüber den Kollegen oder sie „spielen“ mit den Schreib- und Tabellenprogrammen ihrer Computer. Die österreichische Arbeitssoziologin Elisabeth Prammer zeigt absolutes Verständnis für die Notlage der Betroffenen: Gerade in einer Zeit, wo nur Leistung zählt und jeder um den Erhalt seines Arbeitsplatzes kämpft, kann man nicht einfach sagen, man sei unterfordert. Denn dann ist man ganz schnell arbeitslos. Allerdings passt das Tabu-Thema genauso zu der heutigen Zeit wie das Burnout-Syndrom, so die Arbeitssoziologin.

Die Anzeichen eines Boreout-Syndroms

Der Frankfurter Psychotherapeut Wolfgang Merkle schilderte gegenüber der dpa einmal die typischen Zeichen, die auf eine Boreout-Erkrankung hindeuten: Stimmungstiefs, langanhaltende Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit, chronische Müdigkeit verbunden mit Schlafstörungen und keine Lust, etwas Schönes zu unternehmen. Auch der Körper reagiert laut dem Mediziner mit Magenbeschwerden, diffusen Bauchschmerzen, Kopfschmerzen oder Ohrensausen.

Wohin wenden sich Betroffene?

Die Arbeitssoziologin Elisabeth Prammer weist daraufhin, dass es in den meisten Betrieben niemand gäbe, an die sich die Betroffenen wenden könnten. Experten raten dazu, sich rechtzeitig mit dem Chef in Verbindung zu setzen. Eigeninitiative ist unumgänglich, um sich aus der verzwickten Situation zu lösen. Niemand sollte sich schicksalsergeben dazu verführen lassen, gar nichts mehr zu tun. Vielleicht ist ein Lösungsansatz, selbst neue Dinge zu erarbeiten oder ungefragt andere Aufgaben zu übernehmen. Wenn nichts mehr hilft, ist die Kündigung der beste Weg. Es geht immer weiter und vielleicht ist ein neuer Job die richtige Konsequenz? Übrigens hat der eingangs erwähnte Mitarbeiter aus Schleswig-Holstein genau dies gemacht. Und heute erzählt er schmunzelnd, dass er eher zu viel als zu wenig Arbeit habe. Er ist nämlich selbstständig.

Quelle: Welt.de

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