Fussball Weltmeisterschaft 2014: Fußball oder Schlafen?

Endlich ist das heiß ersehnte Ereignis auf den Bildschirmen und in den deutschen Fanmeilen angekommen - die Fußball-WM in Brasilien. Sie läuft seit dem 12.06.2014, Anstoß um 22.00 Uhr deutscher Zeit. Moment - Brasilien? Ticken da die Uhren nicht etwas anders wie hierzulande? Genau.

Fussball Weltmeisterschaft 2014 - Fußball oder Schlafen Fussball Weltmeisterschaft 2014: Fußball oder Schlafen? (© MaxRiesgo - Fotolia.com)

Die Zeitverschiebung zwischen Deutschland und Brasilien beträgt während der Sommerzeit fünf Stunden. Ist in Brasilien um 17.00 Uhr Anpfiff, zeigen die deutschen Zeiger auf 22.00 Uhr. Für viele Menschen Schlafenszeit – außer, es ist WM in Brasilien.

Die Diskussion ging in vielen Familien heiß her. Nicht nur Erwachsene möchten die Spiele der WM sehen, auch Kinder und Jugendliche streben danach, möglichst viel von dem sportlichen Ereignis mitbekommen. Doch durch die Zeitverschiebung leidet zwangsläufig der Schlaf. Was tun? Es ist bekannt, dass zu wenig Schlaf der Gesundheit nicht unbedingt zuträglich ist.

Die Zeitverschiebung

Etliche Partien beginnen in Brasilien um 17.00 Uhr – ergo in Deutschland um 22.00 Uhr. Somit beginnt für die Sportbegeisterten jeden Alters die Nachtruhe nicht vor Mitternacht. Doch der Wecker am nächsten Tag klingelt unbarmherzig zur gewohnten Zeit. Was also tun? Die wenigsten Betriebe erlauben das Erscheinen, wenn man ausgeruht ist. In sechs Bundesländern (Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Niedersachsen, Sachsen, Thüringen) darf hingegen die Schulleitungen entscheiden, ob der Unterricht etwas später beginnt.

Verständnisvolle Schulen

Die Eliteschule des Sports, das Schickhardt-Gymnasium in Stuttgart verschiebt den gesamten Unterricht etwas nach hinten. Die Schule beginnt später und geht dafür länger. Doch davon profitieren nicht alle Schüler, denn die Klassen fünf bis sieben müssen zur gewohnten Zeit zum Unterricht erscheinen. Die Schulleitung ist nämlich der Ansicht, dass Kinder, die noch nicht in der achten Klasse sind, nicht so lange vor dem Fernseher sitzen sollten. Immerhin fehlt trotz der Unterrichts-Verschiebung der Schlaf in ausreichendem Maße.

Würde man die Wissenschaftler befragen, die sich mit dem Thema „Schlaf“ beschäftigen, würden diese eifrig zustimmen. Für Kinder ist ausreichender Schlaf elementar wichtig. Er wird für das Wachstum benötigt, für den Stoffwechsel und auch das Immunsystem profitiert von genügend Schlaf.

Was passiert bei Schlafentzug?

Zuwenig Schlaf hat nach einer gewissen Zeit erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit. Das körpereigene Abwehrsystem schwächelt, Stress wird begünstigt, Entzündungen können sich schneller bilden und das Wachstum kann gehemmt werden. Das wiesen Forscher anhand von Tierversuchen nach.

Der menschliche Organismus hat ein Gedächtnis für Erreger und Keime. Das Hormon Prolaktin hilft dem Organismus, die Gedächtnisleistung zu verbessern – allerdings ist dazu die Tiefschlafphase nötig. Zudem dient der Schlaf der körperlichen und geistigen Regeneration, Gelerntes festigt sich, Eindrücke werden verarbeitet und Unwichtiges wird gelöscht. Das fand ein Forscher-Team der Harvard-Universität heraus.
Je jünger das Kind, umso wichtiger der Schlaf. Obwohl das Schlafbedürfnis des Menschen individuell verschieden ist, lässt sich ein Durchschnitt ermitteln. So benötigt ein fünfjähriges Kind etwa 11 Stunden Schlaf pro Tag, ein zehnjähriges kommt mit rund 10 Stunden aus.

Wenn alles anders wird…

Die Pubertät ändert so einiges, das Schlafbedürfnis fällt ebenfalls unter die Zeit der Veränderungen. Jugendliche entwickeln im Normalfall einen Rhythmus, der sie am Abend länger wach sein lässt und sie dafür morgens fast nicht aus dem Bett bekommt. Der Körper eines pubertierenden Jugendlichen schüttet das schlaffördernde Hormon Melatonin erst sehr spät am Abend aus und hört damit erst auf, wenn der Wecker in der Regel schon lange klingelte.

Das mag zwar die Natur geregelt haben, doch das Problem mit dem Schulunterricht bleibt. Die Schulleitung bestimmt die Uhrzeit und zu diesem Zeitpunkt haben alle Schüler ausgeschlafen und voller Interesse da zu sein – und den Worten des Lehrers zu lauschen.

Die Forscher um David Dinges von der University of Pennsylvania in Philadelphia verweisen darauf, dass sich Schlaf bis zu einem gewissen Level durchaus auch wieder aufholen lässt. Wer also am Wochenende mal ein Spiel schaut, muss deswegen nicht gleich um die Gesundheit fürchten, auch wenn es ein fünfjähriges Kind ist. Zur Not macht es eben am nächsten Tag ein kleines Mittagsschläfchen.

Der gesunde Schlaf

Übrigens: Die gesunde Phase des Schlafes beginnt rund fünf Stunden nach dem Einschlafen. Dabei spielt es keine Rolle, ob das Einschlafen vor oder nach Mitternacht erfolgte.

In diesem Sinne – eine tolle WM und eine gute Nacht!

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