Asiatische Buschmücke – Exoten auf dem Vormarsch

Die gemeine Hausmücke Culex pipiens ist nicht mehr alleinige Herrscherin auf ihrem Gebiet. Der Insektenforscher Helge Kampen vom Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) weiß, dass sich die Asiatische Buschmücke (Aedes japonicus) hierzulande niederließ.

Asiatische Buschmücke - Exoten auf dem Vormarsch Asiatische Buschmücke - Exoten auf dem Vormarsch (© Maridav - Fotolia.com)

Zudem ist er ist sich sicher, dass das Insekt in Deutschland überwintern wird. Das FLI bezeichnet das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit. Somit zählt ein weiterer Exot zum deutschen Insektenbestand.

Die Asiatische Buschmücke gilt als Überträger verschiedener Krankheiten. Besonderes Augenmerk liegt hierbei auf der Übertragung des Dengue-Fieber oder West-Nil-Fieber. Doch ein weiteres Problem könnte sich durch das Vorkommen der Insekten ergeben: Unsere heimischen Mücken könnten sich durch den Zuwachs und durch die Temperaturen ebenfalls zum Träger von Krankheiten entwickeln.

Die Asiatische Buschmücke wurde im Jahr 2008 erstmals in Süddeutschland gesichtet. Kurze Zeit später konnte die Existenz der Insekten in Nordrhein-Westfalen und in Niedersachsen nachgewiesen werden. Sie wurde als erste exotische Stechmückenart sogar in den Katalog der in Deutschland heimischen Mücken aufgenommen. Helge Kampen sieht in einer Bekämpfung der Stechmücke keinen Sinn, da sie sich bereits zu weit ausgebreitet habe, so der Insektenforscher. Das ist der Grund, warum sich die Wissenschaftler des Friedrich-Löffler-Instituts intensiver mit dem Insekt beschäftigen.

Die Insektenzucht

In einem mit Luftschleusen gesicherten „Insektarium“ versuchten sie, die Tiere gezielt zu züchten. Sie schafften Idealbedingungen, also mindestens 70 Prozent Luftfeuchtigkeit und eine Temperatur von 24 Grad und setzten weibliche und männliche Insekten in die Behälter. Allerdings liegt bei diesen Versuchen eine Schwierigkeit zugrunde: In der freien Natur verschwinden Männlein und Weiblein keinesfalls hinter einem Blatt, sondern die Tiere vermehren sich, indem sie Kopulationsschwärme bilden. Sie bilden also eine große Gruppe zur Partnerfindung.

Wenn die Zucht jedoch gelingt, haben die Forscher ein großes Ziel: Sie wollen bereits Ende 2014 mit ersten Infektionsversuchen loslegen, um herauszufinden, wie sich das mit der Übertragung von Krankheiten verhält.

Die bereits angesprochenen Krankheiten wie das Dengue-Fieber, das West-Nil-Fieber oder auch das Chikungunya-Fieber sind für den Menschen als gefährlich einzustufen. Das West-Nil-Fieber beispielsweise ist in Griechenland keine unbekannte Krankheit und ihr erlagen dort bereits schon mehrere Menschen.

Die Gründe für den Zuwachs

Der Klimawandel und der globalisierte Handel – diese zwei Komponenten sorgen dafür, dass immer mehr Exoten den Weg zu uns nach Deutschland finden. Wissenschaftler gehen davon aus, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis sich auch die aggressive Asiatische Tigermücke in unseren Regionen niederlässt.

Stefanie Becker, Leiterin des FLI-Instituts für Infektionsmedizin weist daraufhin, dass sich angesichts der wärmeren Temperaturen auch heimische Mücken zum Träger gefährlicher Krankheiten wandeln könnten. Sie erklärt, dass jeder Virus eine bestimmte Temperatur braucht, um sich besonders gut zu entwickeln.

Die Klugheit der Erreger ist bei aller Gefahr doch interessant: Sie wählen als Träger ein Tier, das selbst nicht erkrankt. Europa ist schon seit Langem eine Region, in der Viren auf den Menschen übertragen werden, so sind die Sindbis-Viren, die Tahyna-Viren oder die Batai-Viren keine Unbekannten. Allerdings sind die Viren nicht allzu gefährlich, die Symptome einer Erkrankung ähneln einer leichten Sommergrippe.

Vom Ende und Beginn der Mückenforschung

Nachdem die Malaria in Deutschland kein Thema mehr war, erlosch das Interesse an der Forschung der Mücken – bis zum Ausbruch der Blauzungenkrankheit an Rindern und Schafen im Jahr 2006. Tausende Tiere starben, so der Leiter des Bundesforschungsinstituts, Thomas C. Mettenleiter. Abgesehen von dem Leid der Tiere entstand ein immenser wirtschaftlicher Schaden, der auf über 200 Millionen Euro geschätzt wird.

Aus diesem Grund forschen die Wissenschaftler vor allem an exotischen Insekten, um die Bestände von Geflügel, Rinder, Pferde oder Schafe nicht zu gefährden. Das japanische Enzephalitis-Virus oder das Rifttal-Virus liegt dabei ganz besonders im Auge der Insektenforscher. Denn beispielsweise gelang es dem in Afrika beheimateten Rifttal-Virus bereits, von Kenia auf die arabische Halbinsel zu gelangen. Und auch das Usutu-Virus, an dem bereits in Deutschland Amseln starben, stammt ursprünglich aus Afrika und wird ebenfalls von Stechmücken übertragen.

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