Besonders Mütter leiden immer mehr unter der Belastung – sie stehen vermehrt unter Stress. Wer dauerhaft unter Stress steht, läuft Gefahr, ernsthaft krank zu werden. Das muss nicht sein, denn jeder Mensch kann lernen, mit Stress umzugehen.
Der Diplom-Psychologe und Vorsitzender des Deutschen Wellnessverbandes Lutz Hertel aus Düsseldorf rät allen gestressten Menschen, sich einmal Zeit zu nehmen. Für sich und die Überprüfung ihrer Einstellung. Es gilt die Frage zu klären, ob man tatsächlich sämtliche anstehenden Aufgaben immer selbst übernehmen muss? Ob denn immer alles perfekt sein muss? Und ob man immer so agieren muss, dass alle anderen zufrieden sind? Muss das denn wirklich immer sein?
Wege aus der Stressfalle
Der Schlüssel zur Stressbewältigung heißt „Gelassenheit“. Menschen, die sich selten aus der Ruhe bringen lassen, haben es eindeutig leichter. Doch es gibt noch weitere Maßnahmen, mit denen sich gestresste Menschen befassen sollten – nicht nur allein aus gesundheitlichen Gründen.
• Sport: Lutz Hertel weist darauf hin, dass Bewegung die einzige Möglichkeit ist, durch Stress freigesetzte Energie im Körper abzubauen. Besonders effektiv zeigen sich dabei Sportarten wie Laufen, Walken, Schwimmen oder Radfahren. Ein Wettkampfsport wäre hingegen kontraproduktiv, da sich durch eine Sieg-Nierderlage-Situation ein neues Stresstürchen öffnet.
• Bewusstes „runterfahren“: Autogenes Training, Atemtechniken, progressive Muskelentspannung oder Tai-Chi sind probate Mittel im Kampf gegen Stress. In nahezu jeder Volkshochschule lassen sich diese Techniken gegen eine geringe Gebühr erlernen. Lutz Hertel empfiehlt seinen Patienten sogar, dass sie mit Yoga in den Tag starten sollten, um ihn in Ruhe und gelassen zu beginnen.
• Ausreichender Schlaf: Schlaf hat eine immens wichtige Bedeutung für Körper und Geist. Zur Regeneration und zum Kräftesammeln ist gesunder Schlaf unerlässlich. Der Psychologe nennt keine konkrete Stundenzahl, sondern seiner Meinung nach geht es darum, wie fit und ausgeschlafen sich der Mensch am Morgen fühlt. Manche Menschen kommen mit sechs Stunden Schlaf pro Nacht aus, manche sind erst nach acht Stunden leistungsbereit. Das muss jeder für sich selbst individuell herausfinden.
• Struktur im Tagesablauf: Es ist wichtig zu wissen, wie die Tagesziele sinnvoll verteilt werden können. Laut Hertel ist Stress nicht das, was erledigt wird, sondern vielmehr das, was man nicht schafft. Die Ziele sollten klar und realistisch definiert werden. Dazwischen müssen Zeitpuffer eingebaut werden – für Ruhepausen oder Unvorhersehbares.
• Delegieren: Jeder sollte für sich hin und wieder eine Überprüfung seiner Aufgaben tätigen. Wo könnten andere helfen? Ist eine Mutter gestresst, gibt es vielleicht in der Verwandtschaft jemand, der das Kind gelegentlich betreut. Schafft ein Arbeitnehmer sein Pensum nicht, kann vielleicht ein Kollege aushelfen? Oder ist ein klärendes Gespräch mit dem Chef nötig?
• Die Balance zwischen Arbeit und Freizeit: Lutz Hertel weiß, dass viele Menschen in ihrer Freizeit einem erhöhten Stress ausgesetzt sind, während sie bei der Arbeit völlig entspannt sind. Ob jemand gestresst ist oder nicht, hängt jedoch nicht vom Arbeitsaufkommen ab, sondern von dem Grad der Selbstbestimmung. Die meisten Selbstständige arbeiten viel – selbst und ständig -, dennoch kennen viele das Problem mit dem Stress nicht. Wichtig ist die Ausgeglichenheit der selbstständigen Entscheidungsfreiheit – eben die Work-Life-Balance.