Renteneintritt mit Ende 40 – Psychische Erkrankungen der Hauptgrund

Immer mehr Arbeitnehmer scheiden bereits vor Renteneintritt aus dem Arbeitsleben aus. Die zwei Hauptgründe für diese Entwicklung sind psychische Erkrankungen, die auf Stress und eine dauernde Überlastung zurückzuführen sind.

Renteneintritt mit Ende 40 - Psychische Erkrankungen der Hauptgrund Renteneintritt mit Ende 40 - Psychische Erkrankungen der Hauptgrund (© Sergey Nivens - Fotolia.com)

Die Gewerkschaften fordern „Anti-Stress-Gesetze“

Die steigende Zahl der Anträge auf Erwerbsminderungsrente rief die Gewerkschaften auf den Plan. Diese fordern, dass der Arbeitsschutz erhöht wird, etwa in Form eines „Anti-Stress-Gesetzes“. Denn die Folge dieser zahlreichen Renteneintritte, bevor das entsprechende Alter erreicht wird, bringt Probleme mit sich. So gilt rund ein Drittel der Frührentner als armutsgefährdet. Die Gewerkschaften sind der Ansicht, dass der Arbeitsschutz in besseren Arbeitsbedingungen liegen könnte. Die Arbeitgeber halten dagegen, dass betroffene Arbeitnehmer zu langsam und vor allem nicht ausreichend behandelt würden. Der Ursprung hierfür liegt laut den Arbeitgebern in viel zu wenig Reha-Plätzen.

Die Zahl der Anträge auf Frührente erhöht sich

Laut dem Deutschen Rentenversicherung Bund wurden im Jahr 2013 insgesamt 66.441 Personen die Erwerbsminderungsrente zugesagt. Im Jahr 2012 waren es noch 65.709 bewilligte Anträge. Susanne Weinbrenner ist bei der Rentenversicherung für die Sozialmedizin verantwortlich und sie erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“, dass im Durchschnittsalter von 49 Jahren die besondere Dramatik liegt. Denn wenn man das durchschnittliche Alter derjenigen heranzieht, die wegen Knochen-Muskel-Erkrankungen, einem Herz-Kreislauf-Leiden oder Krebs aus dem Arbeitsleben scheiden, stimmt das nachdenklich. Diese Betroffenen gehen im Durchschnitt mit 53 bis 56 Jahren in Rente.

Was sind die Ursachen für die Überlastung?

Ingo Nürnberger, Sozialpolitik-Experte des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), äußert sich gegenüber der Nachrichtenagentur zu der Problematik. Seiner Meinung nach sind die Ursachen zwar vielfältig, doch eine zentrale Rolle spielen Faktoren wie die Arbeitszeit, das Führungsverhalten und die konkreten Bedingungen des Arbeitsplatzes. Die Arbeitsverdichtungen und die schnellen Taktzeiten machen den Arbeitnehmern immer mehr zu schaffen. Dazu kommen oft Schichtzeiten oder unregelmäßige Arbeitszeiten.

Ingo Nürnberger fordert von der Bundesregierung, hier für Abhilfe zu sorgen – indem etwa das Arbeitsschutzgesetz durch eine Anti-Stress-Verordnung „aufgefüllt“ wird. Zudem müssten die Betriebe deutlich stärker kontrolliert und beraten werden. Bisher konnten sich jedoch die Union und die SPD nicht einigen, die Parteien haben einfach zu unterschiedliche Meinungen.

Zu wenig Anerkennung im Job

Durch eine Befragung ihrer Mitglieder fand die Krankenkasse DAK-Gesundheit“ heraus, dass es oft die mangelnde Anerkennung ist, die die Arbeitnehmer krank macht. Trotz einer herausragenden Leistungsbereitschaft kommt aus der Chefetage nichts. Kein lobendes Wort, keinerlei Anerkennung. Diese fehlende positive Rückendeckung von den Vorgesetzten macht den Betroffenen zu schaffen.

Sofortige Hilfe wäre wichtig

Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) sieht noch ein weiteres Problem: Die therapeutischen Einrichtungen von psychisch Kranken reichen einfach nicht aus. Würde jeder Depressive, jeder Suchtkranke, jeder Überlastete sofort dementsprechend behandelt, stünde er als wertvolle Fachkraft seinem Unternehmen wieder zur Verfügung. Doch ein Arbeitnehmer muss Leistung bringen und es vergehen oft viele Jahre, bis es überhaupt jemanden auffällt, dass eine Störung vorliegt. Möchte der Betroffene sich dann in helfende Hände begeben, steht er vor dem Problem der Therapiesuche und hier steht er oft allein.

Für die Rentenversicherer liegt die Ursache im Stress, der ständigen Erreichbarkeit und die Unsicherheit der Arbeitsplätze. Zudem wird die Meinung vertreten, die Ärzte sehen heute eher eine psychische Belastung als gegeben als früher. Trotz dem, dass das Thema oft in den Medien diskutiert wird, stoßen Betroffene oft auf Ablehnung und Ignoranz. Man solle sich nicht so „anstellen“. Doch für die Rentenversicherer ist klar, würden die psychischen Probleme durch gezielte Reha-Maßnahmen gleich nach dem Auftreten behandelt, könnten die Patienten schon bald wieder am Arbeitsleben teilnehmen.

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