Todesfalle nichtinfektiöse Krankheiten

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) äußert sich in einer aktuellen Pressemitteilung darüber, wie wenig im Kampf gegen nichtübertragbare Krankheiten getan wird. Dazu zählen etwa Krebserkrankungen, Herz- und Kreislauf-Beschwerden, Diabetes oder Lungenleiden. Im Fachjargon werden die nichtinfektiösen Krankheiten als " Non-communicable diseases" - kurz "NCD" bezeichnet.

Todesfalle nichtinfektiöse Krankheiten Todesfalle nichtinfektiöse Krankheiten (© Gerhard Seybert - Fotolia.com)

Ein paar Zahlen verdeutlichen, um was es der WHO geht: Pro Jahr sterben weltweit rund 38 Millionen Menschen an einer Krankheit, die nicht auf eine Ansteckung zurückgeht. Davon entfallen allein 28 Millionen auf Entwicklungsländer. Seit dem Jahr 2000 steigen die Todesfälle durch eine nichtinfektiöse Erkrankung deutlich an. Im besonderen Maße fallen hier Süd-Ost-Asien und die West-Pazifik-Region als die am stärksten betroffenen Regionen hervor, so die WHO.

WHO-Generaldirektorin Dr. Margaret Chan weist darauf hin, dass diesem Umstand „kein Mangel an Engagement, sondern ein Mangel an Handlungsfähigkeit“ zugrunde läge, vor allem in den Entwicklungsländern. Die von der WHO erarbeiteten Länderprofile zeigen, dass 85 Prozent der nichtinfektiösen Krankheiten mit Todesfolge in den Entwicklungsländern vorkommen. Doch ein Aspekt hebt sich hervor: Während in den Entwicklungsländern die NCD`s einen geringen Anteil der gesamten Todesfälle ausmachen, sind in den Industrieländern 90 Prozent der Todesfälle – bedingt durch eine nichtübertragbare Erkrankung – festzustellen.

Die Risikofaktoren

Die Todesrate von 90 Prozent in den Industrieländern geht oft auf den persönlichen Lebensstil zurück. Nikotinkonsum, Alkoholmissbrauch, Bluthochdruck und Übergewicht spielen eine entscheidende Rolle. Diese Risikofaktoren verbreiten sich laut der WHO zunehmend. So wird beispielsweise Deutschland zugeschrieben, dass rund 30 Prozent der Deutschen rauchen, über 31 Prozent haben einen zu hohen Blutdruck, 25,1 Prozent sind übergewichtig und pro Kopf und Jahr werden 11,8 Liter Alkohol getrunken.

Ein Blick auf das Nachbarland Österreich zeigt, dass dort pro Kopf und Jahr „nur“ 10,3 Liter Alkohol konsumiert wird, dass lediglich 28,4 Prozent der Bevölkerung an Bluthochdruck leiden und dass 20,9 Prozent der Menschen als fettleibig gelten. Aber – der rauchende Anteil ist mit 46 Prozent der österreichischen Gesamtbevölkerung deutlich höher als in Deutschland.

Die Wahrscheinlichkeit, vor dem 70. Lebensjahr an einer nichtinfektiösen Krankheit zu versterben, liegt hingegen sowohl in Deutschland als auch in Österreich bei 12 Prozent. Der prozentuale Anteil der NCD der Gesamttodesfälle beträgt in Deutschland 91 Prozent und im österreichischen Nachbarland 92 Prozent.

Die Unterschiede zu den Entwicklungsländern

Die Länderprofile der Industrieländer weisen zu den Entwicklungsländern erhebliche Unterschiede auf. Beispielsweise gehen in Tansania (Ost-Afrika) und in Bhutan (Südasien) lediglich 31 beziehungsweise 56 Prozent aller Todesfälle auf eine nichtinfektiöse Erkrankung zurück. Doch die Wahrscheinlichkeit, zwischen dem 30. und 70. Lebensjahr zu sterben, ist in diesen Ländern im Gegensatz zu Deutschland deutlich erhöht.
Das zeigt deutlich, dass eine Erkrankung, etwa Krebs oder ein Herz-Kreislauf-Leiden, in einem Entwicklungsland oft einen frühzeitigen Tod zur Folge hat.

Der WHO-Aktionsplan

Angesichts der steigenden Zahlen arbeiten mehr als 190 Regierungen an einem globalen WHO-Aktionsplan mit. Dadurch soll eine Verminderung der frühzeitigen Todesfälle durch NCD um 25 Prozent erreicht werden. Dieses Ziel wird für das Jahr 2025 angestrebt, so die WHO.

Der WHO-Experte für nichtübertragbare Krankheiten, Dr. Oleg Chestnov erklärt, dass die WHO eine „globale Infrastruktur“ eingerichtet habe, und dass das Augenmerk insbesondere auf den Entwicklungsländern läge. Hier muss geholfen werden. Doch auch in den Industrieländern muss der Anstieg der NCD gestoppt werden.

Eigentlich wäre dies – zumindest in den Industrieländern – ganz einfach: Verzicht auf Nikotin, Eindämmung von Alkohol, gesundes Essen, ausreichend Sport – und schon würde sich die Todesfallrate der nichtinfektiösen Erkrankungen deutlich verringern. Zudem steigt die Lebensqualität des Einzelnen erheblich an.

Quelle: Nature.com

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