Bei einer Querschnittslähmung ist die Nervenleitung im Rückenmark unterbrochen. Dadurch funktioniert die Übertragung der elektrischen Nervenimpulse zwischen dem Gehirn und einigen Körperregionen nicht mehr richtig – oder überhaupt nicht mehr. Das Rückenmark als Teil des zentralen Nervensystems beginnt oberhalb des ersten Halswirbels und geht bis zum zweiten Lendenwirbel. Der knöcherne Spinalkanal der Wirbelsäule dient als guter Schutz für das Rückenmark und doch erleiden durchschnittlich 1600 Deutsche pro Jahr eine Querschnittslähmung.
Die Ursachen einer Querschnittslähmung
Rund 50 Prozent aller ursächlichen Auslöser für eine Querschnittslähmung sind Autounfälle. Es folgen Fahrradunfälle und Stürze aus höheren Ebenen. Eine geringere Zahl der Patienten erleidet eine Querschnittslähmung aufgrund einer anderen Krankheit, etwa durch Tumore, Infektionen, Gefäßerkrankungen oder Strahlenschäden.
Die Zahl derer, die durch einen Badeunfall eine Querschnittslähmung erleiden, ist mit durchschnittlich 64 pro Jahr erschreckend hoch. Meist spielen zwei Faktoren die entscheidende Rolle: Leichtsinn und Alkohol. Diese Kombination kann zu einem Übermut führen, dessen Folgen das Leben der Betroffenen schlagartig verändern kann.
Das Gefahrenbewusstsein schärfen
Es ist aber auch zu verlockend. Bei der Hitze steigen ein oder zwei Bierchen schnell zu Kopf, es wird gelacht. Es wird gefeixt. Es wird gealbert. Plötzlich kommt einer auf die Idee, eine „Mutprobe“ zu wagen. Der Sprung von der Brücke in den See. Der Gruppenzwang scheint um sich zu greifen. Alle gehen mit auf die Brücke. Die Oberfläche des Sees ist trüb und die Tiefe des Gewässers lässt sich nicht erkennen. Die deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) rät ganz klar davon ab, den Sprung zu wagen. Der Grund liegt klar und statisch erfasst auf der Hand: Wenn von den durchschnittlichen 1600 Querschnittslähmungen pro Jahr 64 auf das Konto von Badeunfällen gehen, sind das unter dem Strich 4 Prozent. Somit ist der Sprung ins Wasser der häufigste Grund einer sportbedingten Wirbelsäulenverletzung, die zu einer Querschnittslähmung führt.
Deswegen rät die DGOU allen Eltern, ihren Kindern beizeiten die Gefahren klar zu machen. Es lässt sich auch kleineren Kindern kindgerecht erklären, welche Folgen Sprünge in ein unbekanntes Gewässer haben können.
Die Folgen für die Betroffenen
Reinhard Hoffmann, stellvertretender Generalsekretär der DGOU, weist darauf hin, dass sich die Betroffenen der lebenslangen Folgen nicht bewusst sind. Genau das ist der Grund, warum es an den Eltern liegt, dieses Bewusstsein von klein an zu schärfen. Im Durchschnitt sind die Betroffenen 28 Jahre alt und männlich. Drei Faktoren führen in den meisten Fällen zu dem Unglück: Selbstüberschätzung, Leichtsinn und Alkohol – eine extrem gefährliche Kombination. Wird die Halswirbelsäule schwer verletzt, sind die Folgen an Tragik kaum zu überbieten: Bei der sogenannten „Tetraplegie“ ist es den Betroffenen unmöglich, beide Arme oder Beine zu bewegen – sie sind den Rest ihres Lebens an den Rollstuhl gefesselt.
Doris Maier von der deutschsprachigen medizinischen Gesellschaft für Paraplegie (DMGP) erklärt, dass dieser Schicksalsschlag die gesamte Lebenssituation verändert – körperlich, psychisch und sozial. Innerhalb weniger Sekunden verändert sich ein Leben komplett – von der Selbstbestimmung hin zu einem Leben in Abhängigkeit und dem Angewiesensein auf fremde Hilfe.
Empfehlungen wie diese werden gerne als lächerlich zurückgewiesen. Weigert sich gar ein Mitglied der Gruppe, mitzumachen, fallen gerne Worte wie „Feigling“. Dabei ist es extrem wichtig, seinen Verstand bei solchen Unterfangen einzuschalten. Doch damit sich das Gefahrenbewusstsein überhaupt so weit entwickeln kann, muss es seitens der Eltern geschult werden. Es sind nur wenige Regeln, die es zu beachten gilt, doch sie können dafür sorgen, dass das Leben in aller Unbeschwertheit weiter geht:
- Der Sprung in unbekannte Gewässer ist absolut tabu.
- Vor einem Sprung muss die Tiefe des Wassers unbedingt geprüft werden.
- Niemals per Kopfsprung in flachere Gewässer.
- Mutproben haben beim Baden nichts verloren.
- Alkohol und Baden – das passt überhaupt nicht.