Das Glaukom – eine tickende Zeitbombe

Das Glaukom – eine tickende Zeitbombe Das Glaukom – eine tickende Zeitbombe (© alco81 - Fotolia.com)

Das Glaukom ist im Volksmund besser bekannt als „Grüner Star“. Dabei handelt es sich um eine Schädigung des Sehnerves. Allerdings schreitet diese Krankheit auf tückischem Wege voran, denn die Betroffenen merken erst dann etwas davon, wenn ihre Sehkraft deutlich vermindert ist. Wird das Glaukom nicht behandelt, kann es zur völligen Erblindung führen. Der Berufsverband der Augenärzte (BVA) schätzt, dass rund eine Million Deutsche von einem Glaukom betroffen sind. Zudem zeigen sich erste Symptome bei etwa 1,3 Millionen deutscher Bundesbürger.

Anzeichen und Beginn des Glaukoms

Die Nervenfasern, die Nervenzellen des Sehnervs und die Netzhaut sind bei einem Glaukom geschädigt. Allerdings merken Betroffene lange Zeit nichts von dem schleichenden Prozess. Zuerst treten die Sehbehinderungen nur am äußeren Gewichtsfeld auf. Doch auch dies wird von den Betroffenen oft nicht wahrgenommen. Das hat einen einfachen Grund, wie Prof. Hans Hoerauf vom BVA erläutert: „Das Gehirn füllt die Lücken einfach auf“. Doch mit der Zeit vergrößern sich die Sichtausfälle und das Gehirn schafft es nicht mehr, die Lücken zu füllen. Jetzt fällt es dem Betroffenen auf, dass etwas nicht stimmt.

Die Ursachen für den „Grünen Star“

Hauptauslöser für das Glaukom ist ein erhöhter Augeninnendruck oder eine Durchblutungsstörung des Sehnervs. Gelegentlich spielen auch beide Faktoren eine Rolle. Um sich ein Bild über den „Druck“ im Auge zu machen, hilft ein wenig Anatomie. Hinter der Augenlinse befindet sich ein Gewebe, das Kammerwasser bildet (Ziliarkörper), ein Ableitungssystem (Trabekel-Maschenwerk) und der Schlemmschen Kanal. Der Kanal befördert das Kammerwasser über die Augenvenen heraus. Bei einem gesunden Menschen ist der Zu- und Abfluss in einem Gleichgewicht. Aufgebaut wird der Druck durch das Kammerwasser, reguliert wir er durch den Abfluss. Laut dem Augenzentrum Mülheim wird dieses ausgeklügelte System im Laufe eines Lebens immer weniger durchlässig und zudem wird der Sehnerv stetig empfindlicher. Das Kammerwasser wird zwar wie immer produziert, doch der Abfluss klappt mit steigendem Alter nicht mehr einwandfrei. Deswegen nimmt das Risiko, an einem Glaukom zu erkranken, mit fortschreitendem Alter zu.

Wer ist gefährdet?

Prof. Hans Hoerauf weist daraufhin, dass man wachsam sein sollte, wenn die Erkrankung bei Verwandten ersten oder zweiten Grades diagnostiziert wurde. Ebenso sollten sich stark Kurzsichtige ab minus fünf Dioptrien eher einmal zu oft als zu wenig zum Augenarzt begeben. Das Gleiche gilt für Diabetiker. Generell sollten sich alle Menschen ab dem 40. Lebensjahr alle vier Jahre einer Untersuchung zur Früherkennung unterziehen.
Bei solch einem Check prüft der Augenarzt nicht nur den Augeninnendruck, sondern er betrachtet sorgsam den Sehnerv-Kopf. Bei einem begründeten Verdacht auf eine Erkrankung untersucht er die Nervenfaserschichtdicke und meist auch die Hornhautdicke. Denn eine zu dicke Hornhaut täuscht einen zu hohen Druck vor und eine zu dünne einen zu niedrigen.
Diese Vorsorgeuntersuchung wird von der Krankenkasse leider nicht bezahlt. Doch Angelika Ostrowski vom deutschen Blinden- und Sehbehindertenverband in Berlin verweist auf die Wichtigkeit der vorsorglichen Untersuchung hin, die der eigenen Gesundheit dient. Und bei einem Glaukom gilt: Je früher es erkannt wird, umso besser sind die Aussichten, einer eventuelle Erkrankung Einhalt zu gebieten.

Die Behandlungsmöglichkeiten und die Nebenwirkungen

Im Normalfall wird mit Augentropfen der Augeninnendruck gesenkt. Als Wirkstoffe kommen beispielsweise Prostaglandine, Carboanhydrasehemmer oder Betablocker zum Einsatz. Bei einigen Patienten ist eine Kombination mehrerer Wirkstoffe sinnvoll. Allerdings leiden viele Betroffene unter den Nebenwirkungen der Präparate. Das liegt meist an den Konservierungsstoffen in den Tropfen. Die Augen röten sich oder es kommt zu einem starken Brennen. In solch einem Fall hilft es nur, mehrere Tropfen auszuprobieren, bis das Richtige gefunden wurde.

Wenn trotz eines guten Medikamentes der Augeninnendruck nicht sinkt, sollte man zuerst den Augenarzt bitten, einem die richtige Benutzung der Augentropfen zu zeigen, rät Angelika Ostrowski. Weiter empfiehlt sie, dass man nach dem Gebrauch der Tropfen die Augen am besten schließen sollte, um nicht Gefahr zu laufen, versehentlich zu blinzeln. Auch sei es wichtig, die vorgegebenen Zeiten des Tropfens einzuhalten und rechtzeitig Termine beim Augenarzt zu vereinbaren.

Zudem sollte der Tränen-Nasengang, also die Stelle an der Nasenwurzel, die direkt am Auge liegt, zuhalten, ist Prof. Hans Hoeraufs Empfehlung.

Eine Operation kommt nur dann in Betracht, wenn alle anderen Maßnahmen keine Besserung der Beschwerden herbeiführen. Viele Betroffene finden Rat und Hilfe beim Bundesverband Glaukom-Selbsthilfe. Dort geben sich Patienten gegenseitig Tipps, wie sie mit den Einschränkungen umgehen können.

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