Stress in der Freizeit – Erholung im Job

Was für viele Menschen bisher eine heimliche Vermutung war, hat eine US-amerikanische Studie nun bestätigt: Der Job ist längst nicht so stressig wie die Freizeit. Die amerikanischen Forscher untersuchten den Stresspegel von 122 Probanden zu unterschiedlichen Zeiten.

Stress in der Freizeit Stress in der Freizeit – Erholung im Job (© Andrzej Wilusz - Fotolia.com)

Prof. Sarah Damaske von der Pennsylvania State University legte die erstaunlichen Ergebnisse ihrer Studie vor. Das traute Heim ist ein Hort des Stressaufbaus. Obwohl dies eigentlich das Erholungszentrum darstellen sollte. Das Team rund um die Professorin nahm von den 122 Teilnehmern der Studie sechsmal am Tag eine Speichelprobe, anhand derer der Cortisolwert ermittelt wurde. Wer unter Stress steht, schüttet nämlich vermehrt das Hormon Cortisol aus.
Nun zeigte sich, dass der Cortisol-Wert immer dann hochschnellte, wenn sich die Studienteilnehmer in ihrer Freizeit zu Hause aufhielten.

Es gibt nicht immer einen Unterschied der Geschlechter

Die Studienergebnisse, die im Fachmagazin “ Social Sciences & Medicine“ publiziert wurden, zeigen übrigens keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Es betrifft also sowohl Männer als auch Frauen gleichermaßen. Auch der Bildungsgrad, die Art der Beschäftigung oder die betriebliche Verantwortung spielt keine Rolle.

Die Studienteilnehmer wurden unter anderem befragt, an welchem Ort sie sich zufriedener fühlten. Die meisten Männer gaben das traute Heim an, während sich der Großteil der Frauen an ihrem Arbeitsplatz zufriedener fühlten.
Selbst das Forscherteam um Prof. Sarah Damaske zeigt sich von dem Ergebnis überrascht. Auf der Internetseite des „Council on Contemporary Families“ kommentiert die Wissenschaftlerin die Studie: „Selbst Eltern – Väter und Mütter – haben an ihrem Arbeitsplatz einen niedrigeren Stresspegel als zu Hause“.

Die Frau und die Suche nach den Ursachen

Die Suche nach den Ursachen der hohen Stressbelastung für Frauen liegt den Forschern nach auf der Hand: Frauen haben im Haushalt und bei der Kindererziehung immer noch mehr Aufgaben zu erledigen als Männer. Ein weiterer Grund ist die häufige Nicht-Beachtung ihrer Arbeit. Gesellschaftlich gesehen wird bezahlte Arbeit eher anerkannt, so die Wissenschaftlerin gegenüber dem Wall Street Journal.

Jeder kennt es selbst: Die Arbeit im Haushalt muss zwar gemacht werden, doch sie ist oft eintönig und recht unbefriedigend. Da wird der Boden gewienert und gebohnert – und der Partner kommt mit schmutzigen Schuhen zur Tür herein. Somit geht die Belastungssituation gleich in den nächsten Schritt – die Arbeit hört nie auf, es gibt immer irgendetwas zu tun.

Frühere Studien werden bestätigt

Die Wissenschaftlerin weist daraufhin, dass das Ergebnis der Studie ältere Forschungsergebnisse unterstreiche. Menschen, die einer Arbeit nachgehen, sind physisch und mental gesünder als diejenigen, die keinem Beruf nachgehen. Mütter, die zwischen dem 20sten und 30sten Lebensjahr arbeiten gehen, stehen physisch und gesundheitlich besser da als Mütter, die im gleichen Zeitraum keinen Job ausübten.
Um den Stresspegel in der Freizeit zu reduzieren, gibt es eigentlich nur den Weg der flexiblen Arbeit. Wenn sich Arbeitgeber drauf einlassen könnten, die Arbeitsorte – und Zeiten variable zu gestalten, wäre viel gewonnen.

Die Zügel selbst in die Hand nehmen

Doch auch jeder selbst kann etwas dafür tun, dass der Stresspegel nicht nach oben schießt, sobald die Haustüre geöffnet wird. Der Psychologe Richard Levak rät im Wall Street Journal, dass man sich sein Heim ein wenig wie im Job gestalten könne. Jeder hat seinen Arbeitsbereich und auch das Ziehen von festen Grenzen gehört dazu. Auch Kindern kann durchaus klar gemacht werden, dass kein Elternteil rund um die Uhr springen muss, wenn sie rufen. Jeder bekommt eine bestimmte Zeit für sich. Und zwar ohne eine einzige Unterbrechung. Das erfordert natürlich eine liebevolle Konsequenz – sowohl gegenüber dem Nachwuchs als vielleicht auch dem Partner. Doch der eigenen Gesundheit zuliebe sollte sich jeder, der sich gestresst fühlt, auf das Wagnis „Nein sagen“ einlassen.

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